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Traveling Solo

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Die wohl einprägsamsten Erfahrungen, die ich beim Reisen jemals gesammelt habe, kamen von meiner Reise nach Südkorea, Seoul.

Ich war mehr als nervös und hätte auch fast beim Gate wieder umgedreht. Der Grund dafür war, dass ich diese Reise ganz alleine angetreten habe. Ganz ohne Familie oder Freunde. Und mit meinen damals noch 18 Jahren habe ich verdammt kalte Füße bekommen als ich mich am Flughafen von meiner Mutter verabschiedet habe.

Ich hatte solche Gedanken wie, wie kannst du nur so jung, alleine, als Frau, in ein so weit entferntes Land reisen, in dem du die Sprache nicht wirklich sprichst, die Kultur nicht wirklich kennst und dich allgemein einfach überhaupt nicht auskennst? Ich glaube ich habe einfach einmal, oder auch ein paar Mal mehr, tief Luft geholt und bin dann doch durch die Sicherheitskontrolle gegangen. Ich kann sagen es war wirklich eine der besten Entscheidungen die ich jemals getroffen habe.

In Korea ist man mit 20 Jahren volljährig, ich war aber gerade mal 18. Zu meinem Glück ist man in Korea bei der Geburt selbst schon ein Jahr alt und altert immer zu Beginn des neuen Jahres am Neujahrstag. In koreanischem Alter war ich also schon 20. Ich hatte nie das Gefühl mir als Frau irgendwelche Gedanken machen zu müssen ob wann, wo und vor allem bei welcher Tageszeit ich noch raus gehen könnte, ich habe mich wirklich zu jedem Zeitpunkt vollkommen sicher gefühlt.

In der Sprache konnte ich zwar wirklich nur ein paar Floskeln wie, „Hallo, Vielen Dank“ oder „ich komme aus Deutschland“, aber über jedes bisschen koreanisch haben sich meine Gegenüber immer riesig gefreut. Alles in allem ist Südkorea nach meiner Erfahrung ein extrem freundliches, offenes und hilfsbereites Land. Also falls hier jemand irgendwann mal mit dem Gedanken spielt eine Reise dorthin zu unternehmen, ich kann es nur wärmstens empfehlen!

Das hier war übrigens meine Aussicht aus meinem Wimdu Appartment.

Du trägst die volle Veranwortung

Und zwar bei allem! Du musst dich um alles kümmern, egal ob Flug oder Hotel. Auch bist du dafür verantwortlich pünktlich zu sein. Es wird niemand daneben stehen, der dich darauf hinweist, dass du nur noch eine Stunde bis zum Abflug hast. Das Thema Kosten muss auch bedacht werden, denn wer alleine reist, zahlt vor allem beim Hotel drauf. Gleichzeitig hast du aber auch die komplette Freiheit was die jeweilige Tages- oder Routenplanung angeht, ob die lieber noch eine Stunde länger gejetlagt liegen bleibst oder direkt aufstehst. Jede Entscheidung, die du treffen wirst stärkt das eigene Selbstbewusstsein.

Vor allem in den ersten paar Tagen ist es mir sehr schwer gefallen mich an die andere Zeitzone zu gewöhnen und es war ein richtiger Segen, von niemandem Beschwerden über die verlorene Zeit zu hören. Aber ich habe keine meiner Entscheidungen bereut, oder das Gefühl gehabt was verpasst zu haben, denn es waren ganz alleine meine Entscheidungen.

Deine Interessen stehen komplett im Vordergrund

Egal nach was es dir im Moment beliebt, du kannst es tun. Du kannst jedem noch so kleinem Impuls folgen, ohne Kompromisse eingehen zu müssen. Willst du lieber eine Wanderung ins Grüne machen, anstatt durch die Stadt zu laufen oder doch einfach den ganzen Tag am Strand liegen? Durch zwanzig und mehr Souvenirshops laufen? Überhaupt kein Problem, wenn du alleine reist. Alleine deine Interessen sind hier wichtig. 

Die Möglichkeit zu haben wirklich kurzfristig meine Tagespläne über den Haufen zu werfen, war richtig entspannend. Es war kein Druck da, dass ich irgendwas zu eine gewissen Zeit machen muss, selbst wenn ich überhaupt keine Lust dazu hatte. Ich habe so viele kleine Seitengassen bewandert, bin auch mal von den Touristenstraßen weggelaufen und manchmal an einer Stelle die mir besonders gut gefallen hat für längere Zeit sitzen geblieben und es war genau die Reise die ich haben wollte.

Du wirst neue Menschen kennen lernen

Es erfordert eine großer Portion an Mut und vor allem Selbstüberwindung auf andere Menschen zu zugehen. Du wirst trotzdem offener sein müssen um Sprachbarrieren überwinden zu können, um zum Beispiel im Restaurant zu bestellen oder nach dem Weg zu fragen. Auch bei so banalen Dingen, wie Fotos machen, auf denen man ab und zu auch gerne selber drauf sein möchte, muss man, wenn man alleine reist, auf andere Menschen zu gehen. Dadurch kannst du deine Sprachkenntnisse verbessern, oder, falls du so nicht verstanden wirst, deine Körpersprache ;).

Ich hatte das Glück direkt am Flughafen mit einem Koreaner ins Gespräch zu kommen, der selbst sehr viel auf Reisen war und mit dann die Stadt aus seiner Sicht gezeigt hat. Und es macht einen riesigen Unterschied als Tourist unterwegs zu sein oder mit jemandem der sich sehr gut auskennt. Hier denken jetzt sicherlich viele, wie ich mich einfach so von einem fremden Menschen habe anquatschen lassen, der mir auch noch die Stadt gezeugt hat. Da hätte doch sonst was passieren können. Ich muss ehrlich sagen, ja natürlich hätte es das und ich hatte auch immer die Stimme meiner Mutter im Hinterkopf. Gleichzeitig habe ich aber auch gelernt auf mein Bauchgefühl zu vertrauen. Und auch in diesem Moment hat es sich bewahrheitet, da ich auch nach der Reise guten Kontakt zu meinen „Fremdenführer“ hatte. Ich habe aber nicht nur den Kontakt zu Einheimischen, sondern bin, sobald ich jemanden deutsch habe sprechen hören, auf diese Personen zu gegangen. Es ist total interessant, sich mit den unterschiedlichsten Menschen zu unterhalten. In dem Fall war es ein Deutscher, der schon seit mehreren Jahren in Südkorea lebt und arbeitet. Erfahrungen anderer Menschen mitnehmen zu können ist auf jeden Fall ein sehr großer Bonus für mich gewesen. Ich bin mir sicher, ich wäre nicht so sehr auf andere Menschen zugegangen, wenn ich in Begleitung gewesen wäre.

Du wirst deine Umgebung anders wahrnehmen

Dein Fokus beim Reisen ist ein ganz anderer, als der bei Reisen mit Begleitung. Anstatt dich von Gesprächen oder dem Verhalten deiner Mitreisenden ablenken zu lassen, wirst du so viel mehr um dich herum entdecken und wahrnehmen. Du hast viel mehr Zeit dich auf die kleinen Details, wie ein gewisser Geschmack oder Geruch, ein Geräusch, welches dir plötzlich auffällt oder viele andere Dinge zu konzentrieren und in dich aufzunehmen. 

Ich bin mir sicher, dass viele Erlebnisse alleine um einiges bewusster wahrgenommen werden können, als mit Begleitung.

Du wirst dich selbst besser kennen lernen

Durch die ganze Zeit ohne Ablenkungen von außen und anderen Begleitern, wirst du dich zwangsweise mit dir selbst und deinen Gedanken auseinandersetzten. Und das ist alles andere als einfach, vor allem, wenn man es überhaupt nicht gewohnt ist, so viel Zeit alleine mit sich selbst zu verbringen. Es ist eine große Herausforderung mit dir alleine gut zurecht zukommen, und eine Reise nur mit sich selbst, ist eine gute Möglichkeit das zu lernen. Außerdem wirst du die Zeit, die du für dich alleine hast, auch nach der Reise, mehr zu schätzen wissen. Wichtig ist dabei Einsamkeit und alleine sein nicht miteinander zu verwechseln. Heute werden leider diese beiden Begriffe viel zu schnell miteinander assoziert. Auch unter vielen Menschen kannst du dich einsam fühlen, und du bist nicht unbedingt einsam nur weil du mal alleine bist. Es ist nicht auszuschließen, dass du dich ab und an einsam fühlen wirst, eher ist es sogar sehr wahrscheinlich. Speziell in den tollen Momenten der Reise, die du sicherlich gerne mit einer anderen Person geteilt hättest, zum Beispiel die wahnsinnig tolle Aussicht oder die neue Küche, die du das erste Mal ausprobierst. Das ist aber auch nicht weiter schlimm, denn du wirst auch die gemeinsame Zeit mit Freunden und Familie anders danach zu schätzen wissen.

Ich habe mich während des Urlaubs sehr viel mit mir selbst beschäftigt. Sowohl mit den ganzen positiven Eindrücken, die ich bei der Reise gesammelt habe, als auch mit den eher bedrückenden Themen, die ich zu Hause gelassen habe. Mir hat ein räumlicher Abstand ganz gut getan, um manche Dinge nochmal aus einer anderen Perspektive zu sehen. Und das mit der Perspektive meine ich wörtlich. Nachts auf einem Berg zu stehen und eine so große Stadt vor sich ausgebreitet zu sehen, kann auch den persönlichen Blickwinkel verändern. 

Wie man sieht, haben einige dieser Aspekte, die mir beim Reisen alleine aufgefallen sind, sowohl ihre negativen als auch positiven Seiten. Und nicht jedem liegt das Reisen alleine, aber wissen kannst du es nur, wenn du es mindestens einmal ausprobiert hast. Ich kann es wirklich jedem empfehlen, den Mut zu finden, einmal eine Reise ganz für sich selbst zu unternehmen, auch wenn es nur ein Wochenendtrip ist. Du muss nicht direkt auf die andere Seite der Welt fliegen um diese Erfahrungen machen zu können. Und wenn du dann doch das alleine Reisen für dich entdeckt hast und es dich in die Ferne zieht, ist sicherlich der nächste Flughafen auch nicht weit entfernt.

Wie schon ganz am Anfang gesagt, war diese Reise eine der besten Entscheidungen, die ich bis jetzt getroffen habe. Sie wird mir auf jeden Fall immer nur im Positiven im Gedächtnis bleiben. Und in manchen Momenten in denen ich mich unsicher fühle, hilft mir die Erinnerung an diese Reise das Selbstbewusstsein, welches ich dort in mir selbst gefunden habe, wieder wach zu rufen. 

Also auf geht’s, Koffer packen und los!

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Maren

    Ich kann mich noch gut daran erinnern. Es war auch für mich eine Herausforderung und spannende Erfahrung. Der erste Urlaub für Dich, ganz alleine und dann gleich nach Seoul – mit dieser mal wieder sehr angespannten politischen Lage. Ich musste lernen, los zu lassen und zu vertrauen, dass alles klappt. Es ist mir schwer gefallen, aber wir sind beide daran gewachsen. Danke dafür!

  2. Hans

    Hi Laura,

    Ich finde deinen ersten Artikel sehr gut geschrieben und man kann sich gut vorstellen wie du das erlebt hast.

    Ich denke allein zu reisen ist nicht immer einfach, es gibt sicherlich Momenten wo man sich negativen Gedanken macht, aber auch Momenten die man wirklich genießen kann.
    Ich glaube allein zu reisen ist eine gute Methode um zu lernen, wie man allein zufrieden sein kann. Das ist perfekt um einfach sich kennenzulernen und um seine eigene Erfahrung zu machen.
    Deine Erfahrung in Südkorea erinnert mich an meine Reise nach Tunisia. Das war in ein ganz andere Kontext, aber weil ich irgendwann auch allein war, kann ich mir teilweise vorstellen was du erlebst hast.
    Ich finde das interessant zu wissen wie man sich fühlt wenn man allein reist.

    Warum hast du dieser Artikel im August 2018 geschrieben und nicht früher?

    Mit alles was ich gelesen habe, habe ich jetzt auch Lust allein zu reisen! ?

    Viele Grüße,

    Hans

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